Weithin bekannt ist die Minfelder Kirche als kunsthistorisches Kleinod. Und es sind vor allem die Secco-Malereien aus dem 11., 13., 15. & 17. Jahrhundert, die viele Besucher faszinieren. So erzählt die Kirche - bis heute - aus ihrer reichen und lebendigen Geschichte, in der jede Epoche und Frömmigkeit ihren Niederschlag gefunden hat.

 

Wandmalerei St. Martin

Gleich beim Betreten der Minfelder Kirche fällt er in den Blick. Jedes Kind kennt und erkennt ihn sofort: Sankt Martin. Als Ritter hoch zu Roß, der mit dem Schwert seinen Mantel teilt, um dem am Boden knienden Bettler zu helfen. Bereits im 11. Jahrhundert, also gleich nach der Erbauung unserer Kirche, wurde diese Secco-Malerei angefertigt. In späterer Zeit wurde er stark beschädigt und überputzt. Hackspuren sind bis heute vor allem am Pferd zu erkennen und auch der Bettler wurde deutlich beschädigt. Der Heilige Martin selbst dagegen blieb beinnahe unversehrt und konnte bei der Restauration im Jahr 2005 vollständig herausgearbeitet werden.

Unter dem Heiligenbild befinden sich zwei weitere Darstellungen. Einmal die Krippenszene aus der Weihnachsgeschichte links, wunderschön ausgestaltet mit Ochs und Esel beim Kind in der Krippe. Und rechts wurde die Verkündigung an Maria dargestellt, als der Engel ihr ankündigt, dass sie Gottes Sohn zur Welt bringen wird.

 

Chorraum Westwand

Im Jahr 2006 wurde die Westwand des Chorraums um den Chorbogen aufwendig restauriert. Aber wenn man die Bilder vor der Restaurierung und danach vergleicht, hat sich der Aufwand absolut gelohnt!

Die Wandmalerei aus dem 13. Jahrhundert zeigt in drei übereinander angeordneten Registern biblische Szenen der Geschichte Jesu. Im oberen Band beginnt es links mit der Bethehemgeschichte der drei Könige aus dem Morgenland, die Christus als neuen König anbeten. Es folgt die Taufszene, wenn Johannes der Täufer Jesus um Jordan tauft und der Heilige Geist, dargestellt als Taube auf Jesus herabschwebt. Ein besonderer Schatz sind dann auch die drei Versuchungsgeschichten in denen der Teufel Jesus herausfordert. (Der Teufel ist an der langen Nase gut zu erkennen)
Im Mittleren Band ist die "Höllenfahrt" dargestellt. Jesus, nach der Kreuzigung "hinabgestiegen in das Reich des Todes"schreitet an im feurigen Schlund leidenden Seelen vorüber. Die rechte Seite stellt den auferstandenen Jesus dar, der einer knienden Maria Magdalena im Garten gebietet, ihn nicht zu berühren. (Johannes 20,16f) Der Szene schließt sich die Pfingstgeschichte an und zeigt die Jünger, die sich in Jerusalem zurückgezogen haben, als ihnen dann der heilige Geist als Sturmwind neuen Mut schenkt.
Im dritten unteren Band ist links das biblische Gleichnis der klugen Jungfrauen zu sehen, die dem Bräutigam mit ihren Lampen entgegen gehen und ganz rechts der Engel mit der Posaune dargestellt, der die Toten aus den Gräbern ruft zum Gericht.

Übrigens: Im 13. Jahrhundert war der komplette Chorraum rundum mit solchen Szenen ausgemalt. Reste davon lassen sich an allen Wänden in tiefer liegenden Putzschichten nachweisen. Besonders gut ist dies auf der Sürwand zu sehen, wo ein "archäologisches Fenster" das Registerband gut erkennen lässt. Außerdem ist während der Sanierung der Südwand im Putz aus dem 15. Jahrhundert ein größerer Riss entstanden, der einen "Einblick" in die darunter schlafende Malschicht aus dem 13. Jahrhundert gewähren ließ. Aus Gründen des Denkmalschutzes wurde dieser Fund dokumentiert aber dann auch wieder verschlossen.

 

 

 

Chorraum Südwand

Um 1500 wurde der Chorraum komplett umgestaltet. Die Fenster es wurden gothische Spitzbogfenster eingebaut sowie ein Kreuzrippengewölbe und der Chorbogen vergrößert und ebenfalls als Spitzbogen ausgeführt. In dieser Zeit wurde dann wieder der komplette Innenraum mit Malereien ausgestaltet. Dieses Mal wohl mit Christus als Weltenrichter zentral auf der Ostwand hinter dem Altar und dann beiderseits die 12 Apostel.

Zwischen 2013 und 2015 wurden vier Apostel der Südwand aufwändig in drei Abschnitten restauriert. Darüber sind Propheten in Halbfigur mit Spruchbändern zu sehen.
Der Apostel ganz links ist nicht eindeutig zu identifizieren. Rechts vom linken Fenster ist Jakobus der Jüngere dargestellt mit einem Ast, es folgt am rechten Fenster Judas Thaddäus mit einer Keule als Atribut und dann ganz rechts Matthias mit dem für ihn typischen Beil.

In Bereich unter dem linken Fenster befindet sich dann noch ein Engelfries, von dem zumindest zwei Engel nach der Restaurierung wieder gut zu erkennen sind.

 

Chorraum Nord- und Ostwand

Für 2026 planen wir, auch die beiden noch nicht restaurierten Wände der Ostwand "hinter" dem Altar, sowie die Nordwand bei der Sakristeitür zu restaurieren. An beiden Wänden sind keine größerflächigen Bilder zu finden, aber doch viele Details, die ebenfalls von den verschiedenen Epochen der Malerei erzählen.

2016 hat Restauratorin Uta Riecke hier erste Voruntersuchungen durchgeführt und spannende Entdeckungen gemacht. Diese Details wollen wir an der Ostwand, wo es lohnt, beispielhaft restaurieren und auch retuschieren lassen. Alle sonstigen Befunde müssen dann fachgerecht dokumentiert werden, um anschließend die gesamte Wand farblich so neu zu fassen, dass es ein einheitliches Raumbild gibt.

An der Nordwand soll im oberen Bereich behutsam der marode, moderne Putz abgetragen werden, um darunterliegende Malerei frei zu legen. Dort befindet sich zum Beispiel ein Spruchband, das zu enen der Südwand bei den Fenstern korrespondiert. Ein "Fenster in die Vergangenheit" soll dort zeigen, wie im wahrsten Sinn "vielschichtig" die Malereien in unserer Kirche sind.